Dorfrundgang

Dorfrundgang

Station 1    Ev.-luth. St. Laurentius – Kirche

Die heutige ev. Kirche St. Laurentius besteht aus mehreren zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Baugliedern. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts ist eine dreijochige spätromanische Saalkirche mit gerade geschlossenem Chor errichtet worden, die sich in der heutigen Kirche weitgehend erhalten hat. Sie wurde aus hellem Feldstein gebaut und im Inneren mit ursprünglichen Wandmalereien, einem Taufstein (heute in der kath. Kirche) und einer kleinen frühgotischen Kreuzigungsgruppe reich geschmückt.

Nach dem großen Dorfbrand 1781 und der Durchführung des Simultaneums 1803 musste die Kirche für die große Zahl der einheimischen Evangelischen erweitert und eine zweite Sakristei angebaut werden. Auch der abgebrannte Turm musste, wahrscheinlich im Jahre 1828, neu errichtet werden. Nach Beendigung des Simultaneums wurde die kath. St. Laurentius – Kirche 1898 geweiht und 1902 begann die ev. Gemeinde ebenfalls mit weiteren Baumaßnahmen. Die Kirche erhielt ein neues Querhaus und die alte evangelische Sakristei wurde abgebrochen. Nach dem Bombenangriff vom 6. Oktober 1942 wurde das Mittelschiff stark beschädigt und der Turm brannte aus. Er wurde erst 1958 durch den jetzigen ersetzt. Besondere Sehenswürdigkeiten sind der Laurentius-Altar mit einer Sandsteingruppe aus der Zeit um 1600, die Kreuzigungsgruppe mit Johannes und Maria aus dem 13./14. Jahrhundert, die Fenster im Chor mit Petrus und Paulus und der Darstellung des Jesaja und Jeremias und die Kanzel, die 1642 im Auftrag von Pastor Johannes Sundermann fertiggestellt worden ist.

Station 2    Steinwerk

Schon im 16. Jahrhundert besaßen die großen Höfe im Osnabrücker Land neben dem Wohnhaus mehrere Nebengebäude, wie Leibzucht (Haus, das als Altenteil diente), Nebenhaus (Heuerlingskotten), Backhaus, Wagenremise, Schafstall, Scheunen (z.B. für Heu) und Speicher (z.B. für Korn). Bei den Speichern unterscheidet man Steinwerke (Wehrspeicher) und Fachwerkspeicher. Den einzigen Schutz für die Hofbesitzer vor Raubüberfällen und Gewalttaten boten die Steinwerke.

Das Steinwerk auf dem alten Meyerhof ist spätestens im 16. Jahrhundert als Wehrspeicher entstanden. Das Erdgeschoss ist um 1830 an zwei Seiten mit Fenstern versehen worden, um es bewohnbar zu machen. In der östlichen Giebelwand befand sich eine etwas rätselhaft anmutende niedrige Türöffnung, die als Eingang zum oberen Geschoss diente. Nach der Überlieferung soll ein früherer Besitzer des Hofes von hier aus astronomische „Studien“ betrieben haben. Die Gemeinde nahm sich 1977 des Wehrspeichers an und verwandelte ihn bis 1981 in ein ansehnliches, jetzt dreigeschossiges Bauwerk, in dem viele Jahre das „Haus des Gastes“ untergebracht war. Heute wird das Gebäude wieder privat genutzt.

Station 3    Gildehaus

Zahlreiche Kirchengemeinden im Osnabrücker Land errichteten im Mittelalter unweit der Kirche ein Gebäude, das Gildehaus genannt wurde. Für Kirchgänger, die größere Entfernungen zurücklegen mussten, wurde es zur festen Gewohnheit, sich dort an Sonn- und Feiertagen regelmäßig von dem anstrengenden Fußmarsch auf oft schlechten Wegen zu erholen und mit Verwandten und Bekannten die wichtigsten Neuigkeiten seit dem letzten Treffen auszutauschen. Das Gildehaus lag mit dem Meyer- und Wamhof nahe am Kirchhof und gehörte der Kirche.

Das Gebäude diente aber auch als Versammlungsort, den die Gildemeister zu ihren Besprechungen und Tagungen nutzten. Es wurde anfangs gegen eine Gebühr von der Kirchengemeinde vermietet unter der Bedingung, dass es dem öffentlichen Leben der Gemeinde nach Bedarf jederzeit offenstehen musste. Mit der Zeit wurden aus den Mietern Eigentümer, die der Sitte gemäß die Bezeichnung des Gebäudes als Familiennamen annahmen.

In Schledehausen verlor sich der Name Gildehaus recht früh. Wahrscheinlich ist er schon im 15. Jahrhundert mit dem Besitz des Erbkötters Lambert von Schledehausen vereinigt worden. Ungefähr gegen Ende des 16. Jahrhunderts bezog Lambert ein freies Vollerbe in Astrup,  das bis dahin Northof/Nortken Erbe genannt wurde und den Namen Lammert bekam, den es bis heute führt.

Das Gildehaus in Schledehausen durfte Lambert, der als fünfter seines Geschlechts das Gildehaus besaß und hoch verschuldet war, für neun Jahre an einen Wilke Gösling aus Jeggen abtreten, dessen Nachfahren Eigentümer des Hauses bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieben.
(Verkürzte und veränderte Fassung eines Artikels von Heinrich Westerfeld im Osnabrücker Tageblatt vom 27. Juni 1926 mit dem Titel: Von dem Gildehaus zu Schledehausen)

Station 4    Meyerhof

Einen Meyerhof gibt es im Osnabrücker Land in fast jedem Kirchdorf und jeder größeren Bauerschaft. Er ist ursprünglich eine fränkische Gründung durch Karl den Großen. Nach der Christianisierung und Eingliederung des sächsischen Gebiets in das fränkische Reich wurde ein umfassendes Verwaltungssystem errichtet, das die ehemals freien sächsischen Bauern ab dem 9. Jahrhundert zu Abhängigen ihrer Grundherren machte.

Der Meyer war eine Art Verwaltungsbeamter mit besonderen Aufgaben, aber auch mit Vorrechten gegenüber der sonstigen Bevölkerung. Die Wetterfahne auf dem Steinwerk, ein Fisch, zeugt noch heute davon, dass der Hof das Fischereirecht besaß. Der alte Meyerhof und das Steinwerk bildeten noch 1781 eine Einheit, bis der Hof dem großen Brand zum Opfer fiel und noch im selben Jahr an seinem heutigen Standort wieder aufgebaut wurde.

Bis in das 19. Jahrhundert mussten sich die Eigentümer des Hofes dem Zugriff der Herren von Schele erwehren, um ihre Privilegien zu schützen. Im Jahr 1818 tauschte der letzte Meyer, Victor August, den Meyerhof gegen das Gut Bruchmühlen, das dem Freiherren von Schele zu Schelenburg  gehörte. 1845 erhielt der Meyerhof den Namen Neu-Schledehausen und wurde landtagsfähig. Ein weiteres Tauschgeschäft fand 1927 statt, als Christian Meinberg seinen Hof in Alt-Schledehausen, nahe der Schelenburg , gegen Meyerhof und Steinwerk tauschte.

Station 5    Schelenfriedhof

Die 1803 erfolgte Inkraftsetzung des Vergleichs über das Simultaneum in Schledehausen und Fürstenau vom 29. Dezember 1786, der den Evangelischen im Kirchspiel die langersehnte freie Religionsausübung gewährte, löste einen lauten Jubel aus. Doch vielerorts erhob sich lebhafter Widerspruch, als der Präfekt des nun französischen Departements Weser-Ems nicht nur den eingeengten Begräbnisplatz an der Kirche schloss, sondern auch die Beisetzung der Geistlichen und Adligen in der Kirche Verbot. Die Kirchengemeinde verlegte den Friedhof für einige Jahre auf ein Grundstück des Wamhofs, östlich vom Schnittpunkt Bergstraße/Neue Straße. Erst 1811 gestattete man, wieder Beerdigungen auf dem alten Kirchhof zuzulassen.

Nach den Befreiungskriegen 1813/15 wünschte aber die hannoverische Regierung keine Wiederkehr von Bestattungen in der Kirche. So gingen zahlreiche Adlige, wie die Freiherrn von Schele zu Schelenburg, dazu über, auf eigenem Grund und Boden Erbbegräbnisstätten anzulegen. Die Familiengruft der Familie von Schele wurde am 15. Juni 1825 eingeweiht, dem Beerdigungstag von Ludwig Clamor von Schele (*13.Dezember 1741), der dort als Erstverstorbener den letzten Schlaf hält.
Vergl.: Westerfeld, Heinrich: Dorfbuch der Gemeinde Schledehausen-Westrup

Station 6    Wamhof

Nachdem außerhalb der Siedlung Westrup der Meyerhof zur Sicherung der fränkischen Königsmacht und der christlichen Kirche in Schledehausen errichtet worden war, kam es zur Gründung des Wamhofs, der zur Ausstattung der Kirche nach fränkischem Recht gehörte. Dieser Hof wurde der feste Wohnsitz der Geistlichen, der nun eine größere wirtschaftliche Selbständigkeit vom Meyerhof erlangte. Auch als der Geistliche ein davon getrenntes Pfarrhaus bewohnte, bezog er noch Einkünfte von dem Wamhof.

Das Vollerbe Wamhof lag bis zum Brand 1781 unweit der Kirche. Er gehörte zu den Sadelhöfen des Kirchspiels, deren Besitzer z.B. bei Hinrichtungen Dienste versahen und Galgen und Rad aufrichten mussten. Nach dem Brand verlegte man den Hof an seinen jetzigen Standort, der damals abseits der dörflichen Enge an einer weniger gefährdeten Stelle lag.

Der Name Wamhoff wurde vor dem Ersten Weltkrieg weiten Kreisen im Kaiserreich durch die öffentliche Tätigkeit von Hermann Wamhoff, geb. Beintkemeyer aus Natbergen, bekannt. Er vertrat den heimatlichen Wahlkreis von 1893 bis 1915 als nationalliberaler Abgeordneter im Reichstag als auch im preußischen Landtag.

Station 7    Hohe Leuchte

Die Hohe Leuchte, ein einstiger Zwei-Ständerbau, ist neben der Schelenburg und dem Steinwerk der älteste Profanbau auf dem Boden des Kirchspiels Schledehausen. Sie war ein Kotten des Meyerhofes. Aus ihrem Namen mag ein Zusammenhang mit der ursprünglichen Aufgabe des Hauses gesehen werden als Lichtzeichenstation einer West-Ost-Linie, die vom Domplatz in Osnabrück bis zur Porta Westfalica gereicht haben soll.

Das Haus wurde 1793 mit einem vorgesetzten Giebel zum Drei-Ständerhaus erweitert. Unübersehbar sind die neun Halbrosetten mit je fünf Speichen, Nabe und Achsloch über dem tragenden Balken. Die Radkreise werden als Sonnenscheiben gedeutet. Die Rosettenfriese, Schmuckformen aus dem Oberweser- und Harzrandgebiet, haben sich im ländlichen Raum kaum durchgesetzt und eher in Städten und auf Adelshöfen Verbreitung gefunden.
Vergl.: Warnecke, Edgar F. „Bauerhöfe – Zeugnisse bäuerlichen Lebens im Land von Hase und Ems“ und Bade, Jarck, Schindling „900 Jahre Schledehausen – Schelenburg, Kirchspiel, Landgemeinde.“

Station 8    Kath. St. Laurentius – Kirche

Nach Aufhebung des Simultaneums 1896 erhielt die kath. Kirchengemeinde 52.000 Mark von den Evangelischen für die Errichtung einer eigenen kleinen St. Laurentius – Kirche. Baumeister Lütz aus Osnabrück legte ein Jahr später einen Plan von einer Kirche im neuromanischen Stil vor. Am 16. November 1898 feierte die Kirchengemeinde die erste heilige Messe in der neuen Kirche. Sie ist ein klar strukturierter Bau; ungewöhnlich wirken nur die beiden an den Wänden des Langhauses angebrachten halbrunden Apsiden. Das Innere der dreijochigen Saalkirche ist recht schlicht.

Die Ausstattung des Baues enthält jedoch mehrere bemerkenswerte Kunstwerke, die beim Auszug aus der alten Kirche von dort mit herübergenommen wurden, z. B. der Taufstein, der wohl im 13. Jahrhundert entstanden ist. Zu erwähnen ist auch der Opferstock von 1704 aus Eiche mit aufgesetztem ovalen Kreuzigungsbild aus Blech und die Sonnenmonstranz aus Silber von 1770. Das wohl bedeutendste Kunstwerk ist jedoch das überaus fein gearbeitete, um 1430 entstandene Sandsteinrelief mit zwei Darstellungen der Anbetung des Kindes, das ursprünglich der Dominikaner Kirche zu Osnabrück gehörte. Erst um 1700 wurde dieser Altar von Pastor Beuvelet für die Schledehauser Kirche erworben.